Jetzt sind es bald 10 Jahre her, dass ich meinen ersten Marathon geschafft habe und eigentlich unfassbar, dass ich das jetzt – nach 10 Jahren – noch immer mache. Hätte ich mir nicht gedacht, dass ich dann insgesamt so um die 15 Marathons stehen habe, unzählige Halbmarathons, 3 Ironmans, 4 Halbironmans etc etc… Ich hätte es wirklich nicht gedacht.

Plus Sport

Ausdauersport ist für mich reinigend in allen Bereichen. Ich kann super nachdenken, die Tage verarbeiten und mich emotional setteln. Ich kann kreative Gedanken entwickeln, habe so manches Projekt schon durchgeplant, programmiere teilweise in Gedanken bzw. überlege die Schleifen, kann schreien, weinen etc…Ich kann „essen was ich will“, wie ich will und so viel ich will (abgesehen von Fressanfällen) – ich verbrenne immer mehr als ich anschaffe. Ich habe in den 10 Jahren das Konkurrenzdenken vollkommen ausgeschalten. Ich laufe einen Marathon nicht „gegen 10.000 andere sondern mit 10.000!“. Noch mehr empfinde ich das beim Ironman. Sport hält mich auch gesund. Ich bin selten verkühlt, obowohl ich fast täglich und bei jedem Wetter zumindest mit dem Rad in die Arbeit fahre (1,5h pro Tag).

Minus Sport

„Ausdauer“ Sport ist sozial nicht kompatibel. Derweil bin es gar nicht ICH, der nicht mit anderen Menschen gerne Ausdauersport (Radeln, Laufen) macht, sondern die anderen Menschen mit mir. Denn: mein Sportverhalten macht mich zum Nerd. Mein Fahrrad kostet mehr als mein Auto. Überhaupt gebe ich fast 1/3 meines Einkommens für Sport bzw. aus dem Sport resultierende Dinge aus. (ca. 700 Euro / Monat). Okay, ich verdiene als Trainer etc. mir nebenbei auch zwischen 500 bis 1.000 Euro – dennoch. „Ich bin doch viel zu langsam für Dich“ ist eine Antwort, die ich meist höre, wenn ich jemanden anbiete mit mir laufen zu gehen oder sonst Sport zu machen. Alle sind sie in diesem Wettkampfdenken verhaftet. Die Menschen projizieren ihren Leistungsdruck auf mich, und schätzen mich damit total falsch ein bzw. glauben mir meine Richtigstellungen nicht. Wenn ich z.B.: sage, dass es mir komplett egal ist, welche Zeit ich beim Marathon erreiche – glaub mir das kein Schwein.

Dauernde Rechtfertigungen:

Mittlerweile hat mein Umfeld eben erkannt, dass ich etwas mehr Bewegung mache. Leute die mich aber nicht kennen, und denen ich (eh schon sehr verhalten) erzähle, das ich eben ca. 10h (+/-2h) pro Woche in Bewegung bin, glauben dann auch ich bin der totale Gesundheitsfanatiker. Das wiederum ist mir völlig egal. Ich trinke total gerne Alkohol und wenn, dann wirklich viel. Ich rauche total gerne und so überzeugt wie schon lange nicht. „Das hätte ich jetzt von Dir nicht gedacht“ ist der Standard Satz. Leute verstehen einfach nicht, dass ich es einfach aus „Spaß“ mache. Weil es das für mich ist.

Süchtig

Ja, ich denke schon. Süchtig auf die Bewegung, auf die Eindrücke, auf die Emotionen, auf die Reaktionen des Körpers, auf die Gedanken, auf die Natur.
Und jetzt geh ich auf den Berg laufen, werde 2-3 h unterwegs sein und habe damit in dieser Woche 15h Bewegung gemacht. Mir gefällts.